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Beethoven – Komponist der Freiheit?

09.11.2020, 18:00
Zürich, Toni-Areal, Raum 5.T07,

Prof. Dr. Hans-Joachim Hinrichen (Zürich)

Ludwig van Beethoven, der in seiner Jugend die Französische Revolution erlebte, gilt als der Komponist, den man bis heute am ehesten mit der Vorstellung der „Freiheit“ assoziiert. Es wirkt, als sei mit seinem Wirken diese Bedeutung von Musik, ein Fanal und Symbol der Freiheit zu sein, überhaupt erst neu in die Musikgeschichte hineingekommen, so wie die Französische Revolution eine Zäsur in der politischen Geschichte der Neuzeit bedeutet. Es ist sicherlich berechtigt, hier einen Zusammenhang zu sehen, aber das wird erst sinnvoll, wenn man dem Begriff der Freiheit seine Abstraktheit nimmt. „Freiheit“ im Sinne Beethovens ist in Wirklichkeit eine sehr komplizierte Angelegenheit, und sie darf keineswegs mit schrankenloser Willkür verwechselt werden. Was genau also bedeutet Freiheit als praktische Lebensform, als philosophische Weltanschauung, als Grundlage des Komponierens? Der Vortrag wird versuchen, diese verschiedenen Aspekte beim Blick auf Beethovens Leben und auf ausgewählte Werke neu zu beleuchten.

Hans-Joachim Hinrichsen, geb. 1952, studierte Germanistik und Geschichte, anschließend Musikwissenschaft an der Freien Universität Berlin. Er ist seit 1999 Ordinarius für Musikwissenschaft an der Universität Zürich (Emeritierung im Februar 2018). Er ist korr. Mitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des Beethoven-Hauses; außerdem Mitherausgeber der Periodika Archiv für Musikwissenschaft und wagnerspectrum. Wichtigste Forschungsgebiete: Musikgeschichte des 18. bis 20. Jahrhunderts, Interpretations- und Rezeptionsforschung, Geschichte der Musikästhetik. Jüngste Buchpublikationen (Auswahl): Franz Schubert, München 2011 (22014, 32019); Beethoven: Die Klaviersonaten, Kassel 2013; Bruckners Sinfonien. Ein musikalischer Werkführer, München 2016; Ludwig van Beethoven. Musik für eine neue Zeit, Kassel/Berlin 2019; gemeinsam mit Stefan Keym (Hrsg.): Dur versus Moll. Zur Geschichte der Semantik eines musikalischen Elementarkontrasts, Wien u.a. 2020